Familiäre Verwurzelungen
«Garten des Poeten» Gartenbauausstellung G59, Zürich
1959
Die G59 rund um das untere Zürcher Seebecken war der schweizerische Zünder für die Themen und Anliegen der Garten- und Landschaftsgestaltung. Im internationalen, historischen Rückblick war «der Garten des Poeten» von Ernst Cramer (1898–1980) das Highlight der G59 und ein Vorläufer der «Land Art». Die Realisierung des Gartens kam nur durch Offizialbeschluss von Dr. Willy Rotzler (ja, mein Vater), den künstlerischen Direktor der G59 zustande. Er erklärte das kühne Gartenprojekt vor seiner Ausführung schlicht und einfach zum Kunstwerk und ermöglichte dadurch dessen Realisierung.
Ernst Cramer brachte dann später seine Verbundenheit und Dankbarkeit meiner Familie gegenüber zum Ausdruck, indem er 1978 (also eine Generation später!) für gewaltigen publizistischen Wirbel um meine Diplomarbeit als Landschaftsarchitekt sorgte. Ich erinnere mich an die Präsentationen unserer Diplomarbeiten vor dem geweihten Fachpublikum. Ernst Cramer – der Grossmeister des Metiers – war zur Verwunderung von uns Studenten anwesend und quittierte meinen kühnen Vorschlag mit einer zufallsgenerierten Terrainmodellierung für den Kasernenpark Zürich mit dem begeisterten Votum: «Hier kommt die neue Generation – das sind die zukunftsfähigen Visionen!». Was für ein Eintrittsticket in meinen beruflichen Werdegang! Auf dem Totenbett übergab mir Cramer dann sein letztes Projekt für einen grossen Privatgarten am Zürichsee.
Danke Ernst Cramer!
Den Dank gab ich dann meinerseits wieder zurück, indem ich den Nachlass Cramer aufbereitete, 1986 ein gesamtes Heft von anthos verfasste, den Nachlass Cramer ans Archiv für Landschaftsarchitektur nach Rapperswil vermittelte und die Monografie «Ernst Cramer» (Udo Weilacher, 2001, Birkhäuser Verlag) mitinitiierte.
Foto: Schweizerische Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA, Rapperswil
Foto: Schweizerische Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA, Rapperswil
Plan: Ernst Cramer
Foto: Schweizerische Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA, Rapperswil
Foto: Schweizerische Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA, Rapperswil