Eine Erzählung in der Landschaft
«Weg der Schweiz» um den Urnersee
1984–1991
Projektdaten
Verfasser: Stefan Rotzler, Peter Lanz (ZH)
Initiativeingabe: 1984
Auftraggeberin: Stiftung Weg der Schweiz, Kanton Zürich
Realisierung: 1986-1991
Zum «Weg der Schweiz» kam ich wie die Jungfrau zum Kind … 1984 liefen bereits erste Projektstudien zum 700-Jahr-Jubiläum der Schweiz (angedacht mit dem innovativen Kürzel CH91). Der befreundete Architekt Peter Lanz berichtete im freundschaftlichen Fachgespräch von seiner Tätigkeit für einen Weg rund um den Urnersee.
Das nach meiner Einschätzung allzu pragmatische Vorgehen der Involvierten provozierte uns zur Ausarbeitung eines verschärften Konzeptvorschlags: Wir schlugen eine Aufladung der Route durch kantonale Wegabschnitte (nach dem Ständeratsprinzip) und Abschnittslängen nach Bevölkerungszahl (Nationalratsprinzip) mit ca. fünf Millimetern Weglänge für jede Schweizer*in vor. So sollte eine freund-eidgenössische «Erzählung in der Landschaft» entstehen.
Das Konzept schlug ein wie eine Bombe und wurde fast so, wie vorgeschlagen auch umgesetzt: Nicht realisiert werden konnte – durchaus verständlich – das von uns ebenfalls vorgeschlagene 32 Kilometer lange Messingband mit den eingravierten aller Bewohner*innen unseres Landes am Stichtag 1.1.1991. Neben den eigentlichen Wegbauarbeiten erforderte das interkantonale Projektmanagement viel Energie. Es galt, im Direktabrieb mit allen 26 Kantonen für die jeweiligen Wegabschnitte spezifische Gestaltungslösungen herauszukitzeln und die Umsetzung vor Ort zu koordinieren.
Der «Weg der Schweiz» ist nach dem Projektabbruch der CH91 das einzige grosse Projekt, das zum Jubiläumsjahr realisiert werden konnte. Der Weg wird auch heute noch rege begangen und bleibt ein Motor für den Tourismus am Urnersee (ca. 300'000 Besucher*innen pro Jahr). Heureka!
Pikantes Detail: Zum 30-jährigen Jubiläum schlugen wir 2021 eine Überlagerung des Wegs mit neuen Grenzpunkten entsprechend der dannzumaligen Einwohnerzahl der Schweiz vor (1991: 6,8 Mio; 2021: 8,7 Mio). Die stark gewachsene Einwohnerzahl und die veränderten Weglängen je Kanton hätten ein gutes Argumentarium dafür sein können, dass die Schweiz ein dynamisches Land ist, dem es gelingt, mit einer starken Zuwanderungsquote zurecht zu kommen: Der verfügbare Raum bleibt gleich, die Dichte ändert sich. Leider hat in einer kürzlichen Volksabstimmung das verführerische Wording «Keine 10-Millionen Schweiz» obsiegt. Nicht ganz verständlich, bereits fehlen doch in vielen Branchen die Arbeitskräfte, die Wirtschaft ächzt!
Der Vorschlag einer Überlagerung des ursprünglichen mit einem neuen Markierungskonzept wurde von der «Stiftung Weg der Schweiz» leider abgelehnt. Argument: Der Weg sei in seiner ursprünglichen Form ein nationales Monument, das es zu schützen gilt .... lustig, wir waren und sind dessen Erfinder.
«Wie ein Garten ist das Land zu schauen»
Friedrich Schiller, Wilhelm Tell
1804
Foto: Archiv Stefan Rotzler
Foto: Stefan Rotzler
Foto: Christian Altdorfer
Fotos: Stefan Rotzler
Foto: Peter Meyer
Fotos: Christian Altdorfer